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Warum Trailen so viel Spaß macht - der Wert der intrinsischen Motivation

 

Wir lieben das Trailen mit unseren Hunden! Und unsere Hunde scheinen auch Spaß dabei zu haben und motiviert zu sein, vor allem weil sie ihre gute Spürnase sehr gerne nutzen. Es liegt in der Natur der meisten Hunde, dass sie etwas hinterherjagen möchten, wie zum Beispiel einem Reh, das im Wald vor ihren Augen weg rennt. Oft sind die Hunde in diesen Situationen so in ihrem Jagdtrieb gefangen, dass eine Interaktion mit uns schwierig oder unmöglich ist. Gerade deshalb legen wir beim Trailen darauf Wert, dass die Motivation nicht durch den Drang etwas nach hetzen zu wollen entsteht.

Doch warum trailt der Hund dann? Für das Futter am Ende? Das wäre nicht sehr ressourcenschonend, gerade wenn im Einsatz der Trail über mehrere Kilometer lang ist und der Hund auch ohne Trailen sein Abendessen bekommen würde.

 

Gemeinsam angekommen
Gemeinsam angekommen

 

Die Frage nach der Motivation beim Trailen, also dem Erschnüffeln der Spur, haben sich schon mehrere Wissenschaftler gestellt und herausgefunden, dass das Trailen einen intrinsischen Wert hat. Das bedeutet: Die Hunde haben Spaß am Trailen an sich, so wie wir Spaß an einer bestimmten Sportart oder einem Hobby haben.

Hunde leben in einer Menschenwelt, in welcher sie eher selten die Möglichkeit haben ihr Futter durch Nasenarbeit zu finden, was eine ihrer natürlichen Verhaltensweisen ist. Freilebende Hunde suchen ihr Futter durch Nasenarbeit und investieren etwa 10-22% ihres Tages dafür (Daniels, 1983) (Beck, 2002). Es konnte mithilfe eines wissenschaftlichen Tests herausgefunden werden, dass Hunde, die regelmäßig durch Nasenarbeit ihr Futter suchen konnten, bei diesem Test als „optimistischer“ als zu Beginn eingestuft wurden, im Gegensatz zu der Kontrollgruppe (Duranton & Horowitz, 2019).

Es wurde außerdem herausgefunden, dass Hunde weniger verhaltensauffällig sind, wenn sie in ihrer Umgebung verschiedene Gerüche wahrnehmen können. Verhaltensweisen, die mit Stress in Verbindung gebracht werden, sanken bei Tierheimhunden mit ausgewählten Gerüchen in ihrer Umgebung und ihr Wohlbefinden wurde erhöht (Binks, Taylor, Wills, & Montrose, 2018).

 

Das Riechen und Erschnüffeln der Spur an sich macht unseren Hunden also Spaß, wenn es richtig aufgebaut wird. Wenn das Schnüffeln mit der gleichmäßigen Laufbewegung beim Trailen kombiniert wird, stoßen viele Hunde Botenstoffe aus, die ihnen helfen zu entspannen und mit ihrer Umgebung weniger gestresst umzugehen. Der Zustand kann vermutlich mit einem „runners high“ bei uns Menschen verglichen werden.

 

Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse können wir auch bei unseren eigenen Hunden beobachten. Meine Hündin Cora ist, wenn sie regelmäßig trailt, im Alltag ausgeglichener, kann mit Stress besser umgehen und ist allgemein aufmerksamer und hat weniger Jagdtrieb.

 

Trailen nur fürs Futter
Trailen unsere Hunde nur für's Futter?

Was fällt euch an euren Hunden auf? Beobachtet sie das nächste Mal nach dem Trailen ganz genau. Träumen sie mehr? Schlafen sie länger? Laufen sie entspannter beim Spazieren? Können sie Hundebegegnungen souveräner meistern?

 

Ein harmonisches Zusammenleben mit unseren Hunden ist nur möglich, wenn beide Seiten ihre gegenseitigen Bedürfnisse akzeptieren. Es ist unsere Verantwortung auf die Bedürfnisse unseres Hundes Rücksicht zu nehmen und ihm zu ermöglichen zumindest in Teilen seine natürlichen Verhaltensweisen ausleben zu können. Wenn wir ihm diese Möglichkeit geben erhalten wir nicht einen Hund der einfach nur seinem Futter hinterher laufen möchte, sondern können gemeinsam mit unserem Hund ein spannendes Abenteuer erleben, das uns beiden Freude bereitet.

 

Beck, A. M. (2002). The ecology of stray dogs: A study of free-ranging urban animals. Purdue University . Abgerufen am 24. April 2021 von https://books.google.at/books?id=9k11of3lHJUC&lr=&hl=de&source=gbs_navlinks_s

Binks, J., Taylor, S., Wills, A., & Montrose, T. (2018). The behavioural effects of olfactory stimulation on dogs at a rescue shelter. Animal Welfare REsearch and Knowlegde Exchange Area. Hartpury: University Centre Hartpury. Abgerufen am 24. April 2021 von https://www-sciencedirect-com.hvhl.idm.oclc.org/science/article/pii/S0168159118300297

Daniels, T. J. (1983). The social organization of free-ranging urban dogs. The Ohio State University, Clumbus. Abgerufen am 24. April 2021 von https://www-sciencedirect-com.hvhl.idm.oclc.org/science/article/abs/pii/0304376283901840

Duranton, C., & Horowitz, A. (2019). Let me sniff! Nosework induces positive judgment bias in pet dogs. New York, Paris: Elsevier. Abgerufen am 24. April 2021 von https://pdf.sciencedirectassets.com/271155/1-s2.0-S0168159119X00039/1-s2.0-S0168159118304325/main.pdf?X-Amz-Security-Token=IQoJb3JpZ2luX2VjEID%2F%2F%2F%2F%2F%2F%2F%2F%2F%2FwEaCXVzLWVhc3QtMSJGMEQCIDMnSqy4zjQ2vYaqmiYlDRPnKEJR%2F5doWrNJnmWogqT%2BAiAgSrmqyNMx

 

(Sina Sorg, April 2021)